Aus dem Archiv des Bundesbahn-Ausbesserungswerkes München-Freimann geht hervor, dass bereits 1934 eine Sportschützengruppe Freimann bestanden hat. Sie war eine Gruppe der Reichsbahnsportgemeinschaft (RSG) München. Die Schützen waren Mitglieder des Deutschen Schützenverbandes e. V. im NSRL-Gau Bayern, Unterkreis München-Süd.
Im Gelände des Ausbesserungswerkes bauten sie einen Schießstand für Kleinkaliber mit 4 Ständen und einer Aufzeigerdeckung. 1941 wurde die Anlage auf elektrischen Scheibenzug umgebaut und um einen Pistolenstand erweitert. Der bis dahin aus Reisezugwagen bestehende Anstand für die Schützen wich einem neuerbauten Schützenheim. Der Schießsport wurde in der Gruppe Freimann bis Kriegsende 1945 sehr rege betrieben. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, dass sie an den Rundenwettkämpfen und Leistungsausscheidungen in Berlin, Wien und Innsbruck mit Erfolg teilgenommen haben.
Nach Kriegsende wurde die Anlage durch Umbau zweckentfremdet und erst über 20 Jahre später bemühte sich wieder eine Gruppe Mitglieder des ESV München-Freimann um den Schießsport.
Am 18.06.1968 trafen sich 12 Gleichgesinnte und gründeten die Sportschützenabteilung des ESV München-Freimann e. V.
Die erste Vorstandschaft der neu gegründeten Abteilung setzte sich wie folgt zusammen:
1. Vorstand: Hans Ketzer
2. Vorstand: Ewald Mücke
Kassier: Heinz Schmidbauer
Schriftführer: Walter Mardo
18 fleißige Eisenbahner haben in monatelanger Arbeit eine schöne Schießanlage mit 5 Ständen für Luftgewehr mit viel Idealismus und wenig Geld errichtet.
Kurze Zeit später konnte dank der großzügigen Unterstützung durch die Bundesbahn-Direktion München ein Eröffnungsschiessen durchgeführt werden.
Schon ein Jahr später, nämlich 1969 nahm die Sportschützenabteilung zum ersten mal am Sektionsschießen der Sektion Milbertshofen in Lustheim teil.
Der Ursprung des traditionellen Saukopfessens geht auf das Jahr 1969 zurück.
Wenn einer mal Geburtstag hat, dann will er auch was schenken. Der Christian, der dachte sich Was b'sonders kommt auf den Tisch, einen Saukopf werd' ich bringen! Und wirklich wahr, er brachte ihn aus dem fernen Massenhausen. Schön hergerichtet, frisch rasiert, mit Petersilie dekoriert, gar rosig anzuschauen! Ein Schießen wurd' gleich arangiert
Auf rote Blattl-Scheiben.
Der Fonse hat sich nicht geniert,
hat nicht gezaudert, nicht geziert,
den Preis gleich einzutreiben! Er setzt den schönsten Tiefschuß hin,
da gab es gar kein irren.
Der Saukopf wurd' ihm zum Gewinn.
Er putzt ihn, er kochte ihn,
als Pressack war er zu probieren!
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Ebenfalls im Jahre 1969 wurde die Schützenabteilung des ESV München-Freimann durch den Sportdezernenten Hr. Hallbauer mit der ehrenvollen Aufgabe beauftragt, das erste Eisenbahner-Preisschießen für den BD Bezirk München auszurichten.
Auch das gesellige Beisammensein kam in dieser Zeit nicht zu kurz. Die Faschingsbälle der Sportschützen sprachen sich schnell herum. So wundert es nicht, dass diese Veranstaltungen sehr gut besucht wurden.
Im Oktober 1970 machten sich einige Schützen (samt Anhang) auf den Weg zum Alfred-Drexel-Haus. Im strömenden Regen begann der Aufstieg zur Hütte und die anfangs lustige Unterhaltung wurde von Schritt zu Schritt leiser. Am Ziel angekommen war alle Mühe vergessen und die Stimmung stieg mit fortschreitender Stunde.
Am 16. 03. 1971 wurde die Gruppe Sportpistole gegründet. Die Teilung der Abteilung ergab sich aus den getrennten Sportanlagen. Während die Luftgewehrschützen ihren Schießstand in der Vereinsanlage haben, wird das Sportpistolenschießen auf dem Schießstand der Bahnpolizeischule betrieben.
1978 war ein ereignisreiches Jahr in der Geschichte der Schützenabteilung. Begonnen hat es damit, dass sich die Damen erstmals bei der Königswürde durchsetzen konnten. Heimberger Paula wurde die erste Schützenkönigin der Schützenabteilung des ESV München-Freimann. Doch damit nicht genug, mit Monika Kreußer und Charlotte Mücke belegten zwei weitere Vertreter des weiblichen Geschlechts die vorderen Plätze.
Des Jahr der Frau is grod vorbei
jetzt kummt wieder des Jahrzent der Männer
weil mir 1. die mehran san und
2. e ois besser kenna. So ham ma gmoant mir Schützenbrüda
und ham dann unverdrossen
im Januar wia olle Jahr
auf d' Kinischeib'n g'schossen. Doch heia hams uns sauba blitzt
die Damen warn die Bessern
oder wia da Christe allwei sogt
"die liaben Schützenschwestern". Die Paula die is Kini worn
und drei noch nach ehra,
uns Männer bleibt da blos da Trost
mir san oiwa no de mehra! |
Der bedeutendste Tag in der Geschichte der Schützenabteilung des ESV München-Freimann ist unumstritten der 16. Juli 1978. Zum 10-jährigen Jubiläum der Abteilung geht ein Traum in Erfüllung. In einem feierlichen Akt wird die neue Fahne geweiht.
Wenn am Vormittag des 16. Juli 1978 viele Vereine mit wehenden Fahnen Aufstellung nehmen, wenn festlich gekleidete Ehrenjungfrauen unsere noch verhüllte Fahne tragen und wenn sich dann der Festzug unter Musikbegleitung zur Fahnenweihe in Richtung Kirche bewegt, hat ein Wunschtraum der Sportschützenabteilung Erfüllung gefunden. Dass dieser Traum Wirklichkeit wurde, haben wir dem Ehepaar Hannelore und Heinz Schmidbauer zu verdanken.
Heinz Schmidbauer, Gründungsmitglied der Sportschützenabteilung und seine Ehefrau Hannelore schenkten unserer Abteilung zum 10jährigen Bestehen die Schützenfahne! Kann man seine Verbundenheit, seine Zugehörigkeit zu unserem schönen, traditionellen Sport deutlicher zeigen?
Herzlichen Dank dafür Hannelore und Heinz, vom Schützenmeisteramt und auch im Namen unserer Abteilung. Ihr könnt sicher sein, dass Euer Name mit der Schützenfahne lebt und dass man an Euch denkt, wenn sie, aus welchem Anlaß auch immer, stolz vor uns hergetragen wird.
Bilder von der Fahneweihe gibt es hier.
Fortsetzung folgt!